»Selig sind, die Frie­den stif­ten; denn sie wer­den Got­tes Kin­der hei­ßen.« (Mat­thä­us 5,9)

Bis zur Luther­bi­bel 1984 stand da »Seling sind die Fried­fer­ti­gen«. Das ist aber zu schwach und zu pas­siv, denn: Frie­de ist mehr als die Abwe­sen­heit von Krieg. Auch wenn wir uns wün­schen, dass die Krie­ge, die die Welt der­zeit in Atem hal­ten, bald enden mögen. Frie­de bedeu­tet eben auch, ver­söhnt zu leben. Das betrifft alle und alles! Ver­söhnt mit der Umwelt, ver­söhnt mit den ande­ren, ver­söhnt mit den Lebens­um­stän­den, und also dür­fen die­se nicht pre­kär sein. Wes­halb wohl war­fen im 19. Jahr­hun­dert Marx und Feu­er­bach den Chris­ten eine Ver­trös­tung aufs Jen­seits vor?

Es braucht Glau­ben, natür­lich, es braucht das Wis­sen und Anneh­men der Ver­söh­nung durch Chris­tus. Was aber die­se sozia­len Revo­lu­tio­nä­re merk­ten, das war: Es braucht eben auch wür­di­ges und aus­kömm­li­ches Leben. Ich bin froh, dass wir in der Evan­ge­lisch-metho­dis­ti­schen Kir­che ein Sozia­les Bekennt­nis haben (neben ande­ren Bekennt­nis­sen), denn: Es ist über­aus viel ver­langt, von denen, die unter Unge­rech­tig­keit und Man­gel lei­den, zu erwar­ten, dass sie qua­si dies tag­täg­li­che Leben mit sei­nen Bedrü­ckun­gen und Her­aus­for­de­run­gen aus­blen­den, um trotz­dem und in allem Chris­tus-Nach­fol­ge zu leben. Ja, es gibt und gab Men­schen, die das konn­ten. Die aber sind eher die Aus­nah­me.

Dar­um sind die so wich­tig, die Frie­den und Ver­söh­nung stif­ten: Sie bau­en eben­so an Got­tes Reich wie die, die sich um Ver­kün­di­gung und Sakra­ments­ver­wal­tung (auch da geht es ja um Gna­den­zei­chen der Ver­söh­nung) küm­mern. Wer Kin­dern bei­bringt, Gren­zen zwi­schen Haut­far­ben und zwi­schen Her­kunfts­kul­tu­ren zu über­brü­cken, der oder die tut ein gutes Werk. – Wenn ich an die Spei­sun­gen der 5000 den­ke: Jesus sieht die leib­li­chen Nöte. War­um tun wir so, als gäbe es die­se Her­aus­for­de­run­gen nicht? Wenn Behin­der­te oder Kran­ke von Jesus geheilt wur­den, war klar: Die Hei­lung weist hin auf den, der heilt: Gott (in und durch sei­nen Sohn Jesus Chris­tus). Klar war aber auch: Die­se Men­schen bedurf­ten der Hei­lung, sonst wären sie nicht offen und bereit gewe­sen für das Evan­ge­li­um.

Wenn Jesus sei­nen Jün­gern auf dem Berg die­se Selig­prei­sun­gen sagt, ist klar: Sie sol­len die sein, die Frie­den stif­ten. Denn sie sind ja Got­tes Kin­der, das ist es, was sie sein möch­ten. In Jesus ver­söhnt Gott, und eben nicht allein spi­ri­tu­ell. Auch ganz prak­tisch!

Manch­mal fra­ge ich mich, war­um wir das in die Dia­ko­nie aus­ge­la­gert haben. War­um wir so sehr tren­nen zwi­schen Lit­ur­gia einer­seits (Got­tes­dienst) und Dia­ko­nia (dem Dienst) ande­rer­seits. Ich den­ke, dass da, wo Gott Men­schen berührt, es auch ganz prak­tisch Frie­den geben muss: So wird Gott erfahr­bar: In Frie­den, in Wür­de, in ver­söhn­tem Leben.

F.W.