»Zu dir rufe ich, HERR; denn Feu­er hat das Gras der Step­pe gefres­sen, die Flam­men haben alle Bäu­me auf dem Feld ver­brannt. Auch die Tie­re auf dem Feld schrei­en lech­zend zu dir; denn die Bäche sind ver­trock­net.« (Joel 1,19+20)

Der Pro­phet Joel spricht zu den Ältes­ten und allen Leu­ten in dem Land Juda, einen der 12 Stäm­me des Vol­kes Isra­el. Über Joel wis­sen wir, dass das Wort des HERRN zu ihm kommt mit der Absicht, die­ses zum Volk zu spre­chen.

Der Anlass von Joels Anspra­che ist eine Natur­ka­ta­stro­phe. Genau genom­men sind es sogar zwei: Heu­schre­cken und Dür­re. In die­sen Kata­stro­phen, die als Pla­gen erlebt wer­den, soll die Stim­me Got­tes gehört wer­den. Er spricht zu sei­nem Volk, um es zur Umkehr zu Ihm zu bewe­gen. Der Zweck von Joels Auf­tritt ist somit, dass das Volk durch die­se Kata­stro­phen die Bot­schaft Got­tes ver­steht und sich zu Ihm bekehrt.

Gott hat­te Juda reich­lich geseg­net, das Volk aber hielt sei­nen Segen für selbst­ver­ständ­lich. Wirt­schaft­lich ging es gut, aber der Luxus und der Über­fluss hat­ten Juda und Isra­el inner­lich geschwächt. Von Dank­bar­keit gegen­über dem HERRN war kei­ne Rede mehr. Ihr Glau­be war zu einer hoh­len Form gewor­den, zum Aus­füh­ren von rein reli­giö­sen Hand­lun­gen. Ihr Leben war dar­auf aus­ge­rich­tet, ihre eige­nen Bedürf­nis­se zu befrie­di­gen.

In Natur­ka­ta­stro­phen zeigt Gott sei­ne All­macht. Die Vor­stel­lung aber, dass die Men­schen, die von einer Kata­stro­phe getrof­fen wur­den, sie irgend­wie »ver­dient« haben, ist ver­werf­lich. Gut aber ist, dass jeder, der davon hört, erkennt, wie rela­tiv und zer­brech­lich unser Leben ist. Was wir nicht für mög­lich gehal­ten haben, kann plötz­lich in unser Leben tre­ten. Die Fol­gen sind dra­ma­tisch. Joel ruft lei­den­schaft­lich zu Gott und über­lässt ihm aber die Frei­heit, das Gericht zuzu­las­sen oder aber aus Güte zu han­deln und zu ret­ten, natür­lich in der Hoff­nung auf Got­tes heil­vol­les Han­deln. Got­tes­fürch­ti­ge Men­schen lei­den unter Kata­stro­phen und Unfäl­len genau­so wie die Gott­lo­sen, und genau­so pro­fi­tie­ren die Gott­lo­sen von Got­tes Güte auf der Erde.

Auch wenn die Erfül­lung unse­rer Gebe­te nicht immer iden­tisch sind mit unse­ren Erwar­tun­gen, fin­den wir doch im Gebet, in Bit­te, Für­bit­te aber auch in der Kla­ge, — Ruhe und Halt – um das, was um uns und mit uns pas­siert, aus­zu­hal­ten und uns den Bedro­hun­gen im Namen Jesu ent­ge­gen­zu­stel­len.

S. Schü.