»Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.« Psalm 63,8
Der Psalmbeter ist mir sehr sympathisch: So wie er denkt und sich nach Gottes Nähe sehnt, so wünsche ich es mir für mich auch. Schon der Vers nach der Überschrift macht deutlich: Der Beter sucht Gott, er merkt, dass ihm ohne Gott etwas Lebensnotweniges fehlt: Wie trockenes, dürres Land, das dringend Wasser braucht.
Immer wieder einmal schreibe ich einzelne Psalmen handschriftlich ab und meditiere sie so. Dies ist ein ganz »mechanischer« Zugang, in dem ich schon über die Worte nachdenken muss, sie verstehen und quasi »wiederkäuen«. Andererseits ist es eine andere Art und Weise als mit einem Kommentar oder einer Studienbibel. Ein geschätzter Theologe unterschied zwischen der Anwendung oder Applikation eines biblisches Textes auf das eigene Leben einerseits und der Auslegung oder Exegese andererseits. – Und er fand, dass es beides brauche: Unseren direkten und unvermittelten Umgang mit biblischen Texten einerseits und die Reflexion und das Nachdenken andererseits. Das Verhältnis beider nannte er dann biblische Hermeneutik. – Wir erinnern uns: Hermes ist nicht allein der Gott der Diebe und Kaufleute im alten Griechenland gewesen (ob das die Hannover-Messe bei ihrem »Hermesturm« bedacht hat), er ist vor allem auch der Götterbote, der die Nachrichten übermittelt.
Wenn wir uns bewusst machen, wo und wie uns jeweils Gott hilft, uns schützt und bewahrt, dann merken wir: Jeder Tag, an dem wir leben, ist lebensgefährlich. Wie viele fast-Unfälle haben wir, wie oft geht etwas gerade noch einmal gut, obwohl wir unvorsichtig waren. – Wenn ich dieses Psalmwort lese, macht es mich dankbar! Ich weiß: Mein Leben habe ich nur zu einem Teil in der Hand. Ja, diesen Teil, den ich beeinflussen kann, will ich gut gestalten. Ich bemühe mich, vorsichtig zu sein. – Das Restrisiko aber bleibt.
Wenn also ein Unheil oder Unglück vorübergegangen ist, dann frohlocke ich im Schatten der Flügel Gottes. Ein schönes Bild. Ich denke an Jungvögel im Nest, die von den Eltern bei Gefahr unter ihre Fittiche genommen werden. – Und etwa in dieser Weise geht es auch uns.
Nah bei Gott sind wir geborgen. – Ich lade herzlich dazu ein, dass wir uns das im August einmal bewusst machen und darauf achten.
Frank Weber